Neulich im Krankenhaus
Oder: Ein Hoch auf die Praxisgebühr!
Leise Musik aus einem anderen Zimmer, die Sonne scheint durch die Balkontür auf den hellgrauen Teppich, es riecht nach Mittagessen - alles ist in bester Ordung. Doch plötzlich: Ein dumpfer Schlag, ein Schmerzensschrei!
Ich springe auf, renne in die Richtung aus der der Schrei kam und sehe meine Mutter auf dem Boden neben dem Fenster liegen, ihre Hand an den Kopf gepresst, Blut sickert zwischen den Fingern durch. "Oh Gott" rufe ich, "was ist passiert?" Immer mehr Blut quilt zwischen den Fingern hervor. Keine Antwort. Panisch beuge ich mich zu ihre runter, sie hält sich immer noch den Kopf. "Ich bin gestolpert und gegen die Ecke geknallt, hol schnell was kaltes", stöhnt meine Mutter mit gepresster Stimme. Inzwischen sind auch mein Vater und mein Bruder da. Beide haben Angst in den Augen. Mein Vater eilt in die Küche und holt ein nasses Handtuch. Die Wunde blutet weiter vor sich hin. Ich springe auf und laufe zum Telefon: 110 - meine Finger zittern. "Hallo, ich brauche einen Krankenwagen, meine Mutter ist gestürzt und blutet stark am Kopf".
Die Minuten bis der Krankenwagen endlich da ist, scheinen endlos zu sein. Dann klingelt es und zwei Sanitäter ganz in weiß kommen die Treppen hinauf. Inzwischen hat sich meine Mutter aufgerichtet. Sie krallt sich mit schmerzferzehrtem Gesicht an dem blutigen Handtuch fest. "Das ist nicht so schlimm wie es aussieht", erklärt einer der beiden. Er läuchtet ihr in die Augen und legt umständlich einen dicken Verband an. "Wir nehmen Sie jetzt mit ins E-Stift, das muss garantiert genäht werden." Langsam gehen die drei die Treppe hinunter, meine Mutter sagt gar nichts, sie hat Tränen in den Augen.
Immernoch leicht panisch, schnappe ich mir die Autoschlüssel und renne den dreien hinterher. Mein Bruder und mein Vater bleiben zurück. Routiniert wird meine Mutter auf die Liege im Krankenwagen geschnallt, mit einem Knall gehen die beigen Türen zu, der Wagen fährt los. Mit gemischten Gefühlen sehe ich hinterher. Dann öffne ich die Autotür, der Schlüssel will nicht recht passen, und fahre, nur etwas zu schnell, in Richtung E-Stift. Als ich endlich einen Parkplatz gefunden habe und durch die elektrische Schiebetür in die Notaufnahem haste, liegt meine Mutter noch auf ihrer Liege im Flur. Tränen laufen über ihre Wangen. Ich setzte mich zu ihr, will sie trösten, kann es aber nicht recht. Der Verband an ihrem Kopf weicht langsam durch.
Eine geschlagene halbe Stunde später darf sie endlich zu einem Arzt und ich mit ihr. "Das nähen wir, ich bin gleich wieder da". Mir ist schon ganz schlecht von dem fiesen Geruch des Desinfektionsmittels als eine Schwester hereinkommt. "Ich bräuchte dann noch die 10 Euro Praxisgebühr." Ich traue meine Ohren nicht! Wie bitte?! Meine Mutter blutet vor sich hin und Sie wollen diese beschissenen 10 Euro von mir?! Ich bin schockiert, zugleich erschrocken und enttäuscht. Mit zitrigen Fingern krame ich mein Portmonaie hervor und ziehe das Geld heraus.
Der Arzt kommt herein: "Dann wollen wir mal". Ich lasse mich entkräftet auf einen Hocker neben der Liege fallen und schließe die Augen. Soweit ist es also schon mit unseren ganzen Reformen und Umstrukturierungen gekommen...
Meine kleine Anekdote ist schon etwas älter, aber auf Grund der Diskussion über die Arbeitsbedingungen der Ärzte und das Gesundheitssystem in Deutschland, die momentan wieder Hochkonjunktur hat, dachte ich, das passt jetzt ganz gut...
Leise Musik aus einem anderen Zimmer, die Sonne scheint durch die Balkontür auf den hellgrauen Teppich, es riecht nach Mittagessen - alles ist in bester Ordung. Doch plötzlich: Ein dumpfer Schlag, ein Schmerzensschrei!
Ich springe auf, renne in die Richtung aus der der Schrei kam und sehe meine Mutter auf dem Boden neben dem Fenster liegen, ihre Hand an den Kopf gepresst, Blut sickert zwischen den Fingern durch. "Oh Gott" rufe ich, "was ist passiert?" Immer mehr Blut quilt zwischen den Fingern hervor. Keine Antwort. Panisch beuge ich mich zu ihre runter, sie hält sich immer noch den Kopf. "Ich bin gestolpert und gegen die Ecke geknallt, hol schnell was kaltes", stöhnt meine Mutter mit gepresster Stimme. Inzwischen sind auch mein Vater und mein Bruder da. Beide haben Angst in den Augen. Mein Vater eilt in die Küche und holt ein nasses Handtuch. Die Wunde blutet weiter vor sich hin. Ich springe auf und laufe zum Telefon: 110 - meine Finger zittern. "Hallo, ich brauche einen Krankenwagen, meine Mutter ist gestürzt und blutet stark am Kopf".
Die Minuten bis der Krankenwagen endlich da ist, scheinen endlos zu sein. Dann klingelt es und zwei Sanitäter ganz in weiß kommen die Treppen hinauf. Inzwischen hat sich meine Mutter aufgerichtet. Sie krallt sich mit schmerzferzehrtem Gesicht an dem blutigen Handtuch fest. "Das ist nicht so schlimm wie es aussieht", erklärt einer der beiden. Er läuchtet ihr in die Augen und legt umständlich einen dicken Verband an. "Wir nehmen Sie jetzt mit ins E-Stift, das muss garantiert genäht werden." Langsam gehen die drei die Treppe hinunter, meine Mutter sagt gar nichts, sie hat Tränen in den Augen.
Immernoch leicht panisch, schnappe ich mir die Autoschlüssel und renne den dreien hinterher. Mein Bruder und mein Vater bleiben zurück. Routiniert wird meine Mutter auf die Liege im Krankenwagen geschnallt, mit einem Knall gehen die beigen Türen zu, der Wagen fährt los. Mit gemischten Gefühlen sehe ich hinterher. Dann öffne ich die Autotür, der Schlüssel will nicht recht passen, und fahre, nur etwas zu schnell, in Richtung E-Stift. Als ich endlich einen Parkplatz gefunden habe und durch die elektrische Schiebetür in die Notaufnahem haste, liegt meine Mutter noch auf ihrer Liege im Flur. Tränen laufen über ihre Wangen. Ich setzte mich zu ihr, will sie trösten, kann es aber nicht recht. Der Verband an ihrem Kopf weicht langsam durch.
Eine geschlagene halbe Stunde später darf sie endlich zu einem Arzt und ich mit ihr. "Das nähen wir, ich bin gleich wieder da". Mir ist schon ganz schlecht von dem fiesen Geruch des Desinfektionsmittels als eine Schwester hereinkommt. "Ich bräuchte dann noch die 10 Euro Praxisgebühr." Ich traue meine Ohren nicht! Wie bitte?! Meine Mutter blutet vor sich hin und Sie wollen diese beschissenen 10 Euro von mir?! Ich bin schockiert, zugleich erschrocken und enttäuscht. Mit zitrigen Fingern krame ich mein Portmonaie hervor und ziehe das Geld heraus.
Der Arzt kommt herein: "Dann wollen wir mal". Ich lasse mich entkräftet auf einen Hocker neben der Liege fallen und schließe die Augen. Soweit ist es also schon mit unseren ganzen Reformen und Umstrukturierungen gekommen...
Meine kleine Anekdote ist schon etwas älter, aber auf Grund der Diskussion über die Arbeitsbedingungen der Ärzte und das Gesundheitssystem in Deutschland, die momentan wieder Hochkonjunktur hat, dachte ich, das passt jetzt ganz gut...
schniri - 6. Mai, 19:28 532x gelesen